Unser Leben in Amerika - Geburt unseres Sohnes

Moin ihr Lieben! Passend zu meinem letzten Beitrag, lest ihr jetzt den Geburtsbericht des Küstenjungen! Unseres amerikanischen Küstenjungens.

Um halb 6 wurde ich wach, weil ich ein ziehen im Bauch hatte. Ich wollte es gerne ignorieren und weiter schlafen aber das Ziehen weckte mich immer wieder auf.
Also bin ich raus aus den Federn, da unsere Hündin sowieso ihre Runde laufen wollte und beim Laufen merkte ich das Ziehen immer mehr und stellte auch eine Regelmäßigkeit fest.
Das war der Zeitpunkt, wo ich meinem Mann schon mal eine Nachricht geschrieben habe. Aber damit er nicht ganz in Panik ausbricht, habe ich geschrieben das ich nicht 100% wüsste ob ich richtige Wehen oder nur Übungswehen habe.

Ich habe dann im Kreißsaal angerufen und die diensthabende Hebamme wollte mich gerne sehen, da sie am verschnaufen der Wehen erkennen konnte, das es wohl richtige Wehen sind.
Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber noch Angst, das die Wehen gar nichts bringen würden und ich die richtigen Wehen nicht erkennen könnte. So richtig taten die Wehen gar nicht weh. Bisschen schnauben und weiter ging es.

Ich rief meinen Mann an und bat ihn sofort zu kommen.
Währendessen bin ich in die Wanne gestiegen um den "Wärmetest" zu machen.
Es war mittelweile 11 Uhr vormittags und mit dem Stundenwechsel, wechselten auch die Schmerzen der Wehen - mit wegatmen der Wehen alleine war es nicht mehr getan.
Es waren richtige Wehen und ich hatte keinen Zweifel mehr - mein Baby will kommen!

Kurze Zeit später war mein Mann auch da.
Mir waren die ersten Wehen vor ihm unangenehm, da ich nicht wollte das er sehen muss wie ich unter den Wehen leide.

Dann ging alles relativ schnell - er hat die Tasche gegriffen und schon mal ins Auto gestellt. Danach sind wir noch eine kleine Runde, bei strahlendem Sonnenschein mit dem Hund spazieren gewesen und auf demWeg ins Krankenhaus gab es für mich noch einen Burger aus der Burgerbar um die Ecke.

In der Delivery-Abteilung (Kreißsaal) fühlte die Ärztin, das die ersten 4 cm geschafft sind und das das Köpfchen tief im Becken liegt und die Wehen alle 7 Minuten kommen
Dann kam der beliebte Satz : " Gehen sie erstmal spazieren". 5 cm sollte der Muttermund offen sein oder die Fruchtblase platzen. Sie hätte sie auch so eröffnet, weil sie meinte es könnte länger dauern oder vielleicht auch gar nicht zum Blasensprung kommen, da das Köpfchen sehr gut abdichtet. Aber zu dem Zeitpunkt wollte ich alles so natürlich wie möglich haben.
Die Ärztin war sehr ruhig und lieb, dadurch war die Stimmung sehr harmonisch.

4 Stunden sind wir also unterwegs gewesen ... Nein, stimmt nicht so ganz! Zwei Stunden davon saßen wir im Cafe und haben uns einen Milchkaffee und Schoko-Cookies gegönnt. Obwohl das Cafe in der Klinik war wurde ich doof angeschaut, wenn ich Wehen hatte.
Mein Gesicht habe ich in die Brust meines Mannes gedrückt, damit ich mich durch die Wehen stöhnen konnte ohne das alle das mitbekommen würden.

Zurück im Kreißsaal war mittlerweile die Nachtschicht im Dienst. Die Ärztin für die Nacht war der absolute Horror, genauso wie die Hebamme.
Keiner hat sich nicht vorgestellt, sondern gleich Handschuhe an und wollte den Fingertest machen.
Ich war so schockiert. Die ganze Harmonie war nicht mehr zu spüren!
Die Beinchen habe ich wieder schnell zusammen gedrückt und sie gefragt, ob sie mir nicht erstmal ihren Namen verraten möchte.
Nach der Untersuchung war sie ganz aufgebracht und behauptete noch nicht einmal 3cm spüren zu können. Wir sollten heim fahren und solange die Fruchtblase intakt ist auch nicht wieder zu kommen.

Wir sind dann wieder Heim und mein Mann hat mich mich Tee, Schokolade und deutschem Fernsehen verwöhnt.
Im Bett hat er mich ganz fest in den Arm genommen und so bin ich zwischen den Wehen immer wieder eingeschlafen.

20.11.13:
Mittlerweile ist es 4 Uhr morgens und ich konnte einfach nicht mehr.
Das hatte ich schon seit Mitternacht gesagt aber mein Mann hat mich immer wieder motiviert das wir nicht bei der blöden Nachtschicht unser Baby bekommen wollen.
Die Wehen waren zu dem Zeitpunkt zwischen 7 und 10 Minuten und taten mittlerweile überall weh!
Wir sind dann aber wieder aufgestanden. Hundi versorgt und um halb 6 wieder los gefahren. Wir wussten das um 6 Uhr Schichtwechsel ist.
Um 10 nach 6 waren wir dann auch da. Mittlerweile waren die Wehen aber so heftig, das ich auf dem Weg in den Kreißsaal in Tränen ausgebrochen bin.
Ein zweites mal bin ich Tränen ausgebrochen, als mich die nette Ärtzin wieder empfangen hat. Ich wusste zu dem Zeitpunkt, das jetzt alles gut wird."We´re gonna have a birthdayparty sang die Ärztin vor sich hin und lächelte so lieb.

Knapp 5 cm sagte sie nach der Untersuchung. Da kam ich mir aber auch vor wie im falschen Film. Fast 12 Stunden für einen blöden cm aber sie hatten mir schon vorher gesagt, das es manchmal sogar Tage dauert um von 4 auf 5 cm zu kommen.
Jetzt wurde ich aber aufgenommen und die Motivation war riesig mein Baby zu bekommen.

Mein Mann hat noch viele Bilder gemacht. Das letzte Ultraschall, das letzte CTG, die letzten Stunden mit dickem Bauch, es war eine sehr ruhige und emotionale Stimmung zwischen uns. Wir haben über Gott und die Welt geredet. Sind über den Flur der Station gelaufen und haben gemeinsam auf unseren Sohn gewartet.

Gegen Mittag war aber klar das es einen Schubs in die richtige Richtung bräuchte, da die Wehen immer weniger wurden.
Die Wehen waren sehr stark aber mal alle 4 Minuten dann wieder nur alle 8 Minuten ...
Dann konnte ich mich entscheiden : Erst Fruchtblase aufstechen und gucken was passiert oder gleich den Wehentropf oder nach dem aufstechen den Wehentropf.
Es sah ganz nach einem Geburtsstillstand aus, also entschied ich mich für Fruchtblase aufstechen lassen und erstmal abwarten.
Zu dem Zeitpunkt war ich immer noch sicher, das ich alles ohne Schmerzmittel aushalten würde.

Die Fruchtblase wurde aufgestochen aber der große Schwall blieb aus.
Dafür alle 5 Minuten heftigste Wehen. Ich habe alle verflucht, vor allem meine Hebamme die immer was davon redete ich soll den Unterkiefer beim Ausatmen lockern!
Nach der 4. Wehe habe ich nach einer PDA verlangt.
Zu dem Zeitpunkt war ich so froh, das mein Mann mich überredet hatte bei der Aufnahme mich aufklären zu lassen und zu unterschreiben.

Ich hatte viele Wehen währende die PDA gelegt wurde und während dieser Wehen kam auch der Schwall an Fruchtwasser raus.
Als die PDA saß und musste ich mich wieder hinlegen und habe die schmerzfreie Zeit richtig genießen können.

Ich glaube es war mittlerweile 13 Uhr.
Meinen Mann habe ich los geschickt, damit er sich stärken kann, meine Hebamme hat mich mit Traubensaft versorgt und ich lag nur im Bett und wollte meine Ruhe. Zu dem Zeitpunkt merkte ich doch sehr die Müdigkeit und war etwas down, weil ich dachte das sich die Geburt jetzt noch Stunden hinziehen würde.

Mein Mann kam aber schnell wieder und er setzte sich auf den Sessel neben dem Bett und wir malten uns die Geburt aus. Langsam wurde es dunkel draußen und meine Stimmung auch wieder, weil ich wieder Wehenschmerzen bekam auf der rechten Seite.
Es war kurz nach 16 Uhr.

Die Ärztin wurde sofort geholt und sie schaute nach und der Muttermund war 10 cm offen!
Ich musste erstmal weinen, weil ich wusste gleich geht es los! Gleich würde ich mein Baby im Arm halten.

Mir wurde noch ein anderes Schmerzmittel verabreicht, damit die Schmerzen ein wenig besser wurden. Aber ganz weg sollten sie nicht gehen, da ich sonst nicht richtig pressen hätte können.

Bis dann auch noch ein Kinderarzt da war ( in dem Krankenhaus ist auch ein Kinderarzt + Kinderkrankenschwester bei der Geburt anwesend) war es viertel vor 5 und ich schloß wetten ab.
Ich sagte 15 Minuten.
Mein Mann 20 Minuten.
Hebamme 40 Minuten.
Ärztin 30 Minuten.
Kinderarzt -> wollte nicht mitwetten.

Dann durfte ich endlich pressen und ich habe jede Wehe gepresst, gepresst, gepresst!
Auf einmal fühlte ich einen wirklich heftigen Druck im Becken und ich fühlte wie das Köpfchen durch das Becken ging - Gänsehaut! Und aufeinmal sagte mein Mann das unser Baby schon viele Haare hat. 
Eine Presswehe weiter war er geboren!

Er wurde mir sofort auf die Brust gelegt und ich konnte ihn sehen, anfassen, riechen.
Ein so kostbarer Moment in dem ich nicht gestört werden wollte. Alles war vergessen um mich herrum.
Ein Kuss auf den Kopf hat mich in die Wirklich zurück geholt. Mein Mann hatte Tränen in den Augen und als ich das sah, habe ich nur noch geweint.

Ich durfte ihn die ganze Zeit auf meiner Brust haben, während die Nachsorge lief.

Somit hatte übrigens die Ärztin die Wette gewonnen. Von 16:50 bis 17:17 hat es gedauert.
Als ich fertig versorgt war und unser Baby untersucht, wurde das Licht gedimmt und wir haben 2 Stunden einfach so gekuschelt.
Er hat getrunken, ist in meinem Arm
eingeschlafen und ich habe mir die Geburt von meinem Mann erzählen lassen. 

Kommentare

Beliebte Posts