Zu früh für den Kindergarten

Erst kürzlich habe ich den Beitrag über die Eingewöhnung in den Kindergarten online gestellt.
Ich schrieb davon, das der Junge nach dem Kindergarten, sehr weinerlich war und dazu nur schwer zu beruhigen.
Damals war mein Herz jeden Morgen schwer, wenn ich ihn zum Kindergarten brachte.
Anderseits war es so praktisch, keinen Babysitter organisieren zu müssen, wenn ich mit dem Küstenmädchen zu den Therapien und Frühförderung gehe.

Wie in anderen Kita's auch, hatte er Weihnachtsferien in denen er sich um 180 Grad verändert hat.
Er war ruhig und ausgeglichen, nach dem Mittagsschlaf reichte eine kurze Aufwachphase und dann wurde gut gelaunt gespielt.
Auch die Trotzphase schien wie weg geblasen zu sein. Mein Mann und ich atmeten auf, das es ihm besser ging und er "aufgeräumter" wirkte.

Uns kam der Verdacht, das ihm der Kindergarten-Alltag aus irgendeinem Grund nicht gut tut.
Davon gehört bzw. gelesen habe ich allerdings nie.
Alle schreiben wie gut die Kita ihren Kindern tut und das es eine gute Entscheidung war, die jeweiligen Kinder im Kindergarten untergebracht zu haben.
Generell war genau dieser Gedanke auch der unsere.
Der Bub sollte einen geregelten Vormittag haben und sich mit den anderen Kindern amüsieren.
Bei Spielstunden und privaten Treffen, spielte er doch auch so gerne mit Anderen,
außerdem hat er etwas was immer gleich bleibt, auch wenn ich mit seiner kleinen Schwester wieder ins Krankenhaus muss.

Widerum ist der Küstenjunge erst 2 Jahre alt.  Heutzutage scheint mir dieses Alter schon zu "alt" um sein Kind in die Kita zu geben. Ich lese viel von Müttern, die gerade mal 11 oder 12 Monate die Zeit mit ihrem Kind genießen können/wollen.
Das kam für mich nie in Frage. Mit 12 Monaten brauchte der Küstenjunge mich noch so sehr.
Er konnte sich nicht ausdrücken, geschweige denn reden und ruderte oft mit den Armen, was übrigends ein Zeichen von totaler Unsicherheit ist.
Heute redet er immer noch wenig,  ist aber ein ruhiger Zeitgenosse, der auch gerne mal alleine mit seinen Autos spielt.

Bis dato war ich immer der Meinung das jedes Kind die Kita liebt. Spätestens nach der Eingewöhnungsphase, die deutlich länger als 3,4 Wochen dauert.
Der Junge mochte auch gerne dort sein, obwohl er zu den Ruhigeren gehört und am liebsten bei den Erzieherinnen war.
Doch sobald der Junge aus dem Kindergarten abgeholt wurde lamentierte er, weinte oft bitterlich und war schnell aus der Ruhe zu bringen. Schlimmstenfalls kam mein Mann kam gar nicht mehr an ihn heran und ich auch nur sehr schwer.

Ein besonders trauriges Erlebnis hatten wir beim Eltern-Kind-Turnen. Er wollte seine Schuhe und die Jacke nicht ausziehen und weinte so bitterlich. Er klammerte sich wie ein Affenbaby um meinen Hals und Taille und ich musste ihn lange trösten und mir war sofort klar, das er dachte das ich ihn alleine dort lassen würde. Ich erklärte ihm immer wieder das wir zusammen turnen und Spaß haben wollen und Mama ihn nicht verlassen wird. Als er mir endlich glaubte, wollte er trotzdem meine Hand nicht los lassen.

Beim ausgiebigen recherchieren über sein Verhalten und Gesprächen mit den Erzieherinnen sowie seiner Kinderärztin waren wir alle der selben Meinung - es ist zu früh für den Kindergarten!

Er zeigte bereits durch das pausenlose Weinen Anzeichen von emotionaler Erschöpfung. Um eine gute und funktionierende Eingewöhnung zu schaffen, muss die Bindung zwischen Kind und der Mama gefestigt sein. Dieser Prozess ist frühestens mit dem 18. Monat abgeschlossen, meistens aber erst mit dem 24. Lebensmonat ( Bowlbys Bindungstheorie).

In unserem Fall, war ich leider in besagtem Zeitraum seines 18. und 22. Lebensmonat öfter mit seiner Schwester im Krankenhaus, als zu Hause.

Die Verlustangst sitzt noch zu tief in ihm drin, als das er bereit ist alleine in der Kita klar zu kommen.
"Mit der Verlustangst kann er sich nicht entwickeln", sagte eine Erzieherin und nahm mich in den Arm.
Nach diesem Satz habe ich sehr geweint, wusste aber auch das unsere Entscheidung ihn aus der Kita zu nehmen die einzig Richtige ist.

Unser Bub möchte mich haben, er braucht meine Nähe und Liebe noch viel mehr, als ich es je geahnt habe.

Wir planen gerade die Betreuung, während der Therapiezeiten aber ansonsten kümmere ich mich um unsere Kinder.

Aufeinmal fängt er an sich für Sprache zu interessieren und brabbelt uns fleißig nach.
Einige Wörter hat er innerhalb kürzester Zeit gelernt. Wir gehen wieder gerne lange spazieren und sogar ein Steckpuzzle wird wieder in Ruhe gepuzzelt. Er hat sich gefangen und fühlt sich wohl in seiner Haut.

Im kommenden November, nach seinem 3. Geburtstag, wird er wieder in den Kindergarten gehen. Bis dahin genießen wir die Zeit zu dritt und das er "traditionell" erst mit 3 Jahren in den Kindergarten geht, finden ich & mein Mutterherz viel besser.


Genau diese Gedanken müssten sich Eltern und Erzieher machen dürfen.
Die heutige angeblich Familienfreundliche Politik macht es durch das Streichen von Geldern für uns Mütter aber immer schwieriger, länger als nur 12 Monate die Zeit komplett mit dem eigenen Kind zu genießen.
Noch nicht einmal 150€ ist unsere Erziehung wert!
Also bleibt für viele Augen zu und durch.



Eure Dany








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